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General-Anzeiger

Leserbrief vom 14. März 2005

Situation spitzt sich zu

Zum GA-Artikel "Busemann warnt vor zu viel Medikamenten" schreibt Rainer Pagel aus Barßel:

Der Kultusminister des Landes Niedersachsen, Bernd Busemann, verdient höchste Anerkennung und breite Unterstützung dafür, dass er vor dem Missbrauch des Kinderpsychpharmakons "Ritalin" warnt und auf bewährte pädagogische Maßnahmen hinweist. Zustände in den USA wünschen wir uns in Deutschland nicht: Dort erhalten bereits mehr als sechs Millionen Schüler täglich Psychopharmaka, die nach deutschem Recht unter das Betäubungsmittelgesetz fallen und in der Apotheke in einem verschlossenen Safe aufbewahrt werden.

Es ist höchste Zeit, dass ein deutscher Kultusminister den Mut findet und die Initiative ergreift, denn die Situation spitzt sich auch in Deutschland weiter zu. Die im Artikel genannte Zahl von 639 Kilogramm für das Jahr 2001 wurde im Jahr 2002 mit 722 Kilogramm übertroffen, im Jahr 2003 wurden sogar 845 Kilogramm erreicht, und erst vor wenigen Tagen meldete das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, dass im Jahr 2004 von bundesdeutschen Apotheken 1037 Kilogramm Methylphenidat - das ist der im Ritalin enthaltene Wirkstoff - erworben wurden. Lebensprobleme von Kindern werden durch die sehr schwammigen Kriterien aus dem Diagnosehandbuch der Psychiatrie so umgedeutet, dass eine "Krankheit" wie ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) einfach angenommen wird, wobei es in der Wissenschaft umstritten ist, ob diese "Krankheit" überhaupt existiert. Nicht die Psychiatrisierung der Pädagogik verbunden mit der Verabreichung von Psychopharmaka ist der Ausweg für die Probleme, sondern die Zurückbesinnung auf die traditionellen Werte einer liebevollen und konsequenten Erziehung.

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