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EMS-ZEITUNG

Leserbrief vom 7. Januar 2008

Zu Recht umstritten

Das Thema ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung) ist und bleibt kontrovers. Seitdem die damalige Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marion Caspers-Merk, in ihrer Presseerklärung vom 15. August 2001 ausdrücklich auf den schädlichen Missbrauch von Ritalin (R) hinwies, setzte sie damit eine heftige Debatte in Gang, die bis heute anhält. Damals beklagte sie, dass sich seit 1994 der Verbrauch mehr als verzehnfacht und im Jahre 2000 gegenüber dem Vorjahr verdoppelt habe. Im März 2005 warnte der Kultusminister des Landes Niedersachsen, Bernd Busemann, in einer bisher beispiellosen Eindeutigkeit vor dem Missbrauch des Kinderpsychopharmakons Ritalin (R).

Und hat sich die Situation seither verändert? Die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache. Im Jahre 2001, als Frau Caspers-Merk warnte, erwarben die bundesdeutschen Apotheken 603 kg Methylphenidat - das ist der im Ritalin (R) enthaltene Wirkstoff - in Form von Fertigarzneimitteln. Im Jahre 2005, als Kultusminister Busemann warnte, waren es bereits 1043 kg. Diese Zahl wurde jedoch im Jahre 2006 laut Angabe der Bundesopiumstelle mit 1221 kg noch einmal übertroffen. Die Situation hat sich also nicht entspannt, sie spitzt sich vielmehr weiter zu.

Die Diagnose ADHS wird nach den Diagnosekriterien gestellt, wie sie im Diagnosehandbuch der Psychiatrie niedergelegt wurden. Subjektiv interpretierbare Wörter (...)werden benutzt, um eine vorgeblich objektive Störung zu beschreiben. Zu Recht ist deshalb die Diagnose selbst wie auch die Verabreichung des Psychopharmakons Ritalin (R), das in Deutschland unter das Betäubungsmittelgesetz fällt, äußerst umstritten.

Rainer Pagel
Carolinenhofstraße 8
Barßel

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