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Münsterländische Tageszeitung

Leserbrief vom 7. März 2002

Ritalin ist keine Lösung

Die gegenwärtig stattfindende Diskussion um die Problematik von Ritalin findet in der Berichterstattung über den Vortrag von Dr. Matthaei und in den Anmerkungen im Stichwort ‚ADS‘ kaum einen Niederschlag.
Somit haben beide Veröffentlichungen die Tendenz, augenfällige Probleme um Ritalin und ADS zu verharmlosen. Erst im August des letzten Jahres hatte die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marion Caspers-Merk, darauf hingewiesen, dass der Verbrauch von Medikamenten wie Ritalin stark zugenommen habe und der schädliche Missbrauch dieses Arzneimittels nicht mehr ausgeschlossen werden könne.
Dies sind deutliche Worte. So wurden laut ‚arznei-telegramm‘ vom 4. August 2000 im Jahr 1995 rund 700 000 Tabletten der Medikamente Ritalin und Medikinet , die bei so genannter Hyperaktivität verschrieben werden, abgesetzt. 1999 stieg der Absatz dieser Medikamente auf 31 Millionen Tabletten, was eine 40-fache Steigerung innerhalb von fünf Jahren ausmacht. Selbst der Hersteller spricht von einem stark ausgeprägten psychischen Abhängigkeitspotenzial.
Dass ADS eine Funktionsstörung des Gehirns ist, wie im ‚Stichwort ADS‘ behauptet, ist keineswegs erwiesen. Im ‚arznei-telegramm Nr. 1 2002‘ wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass es für die damit im Zusammenhang stehende und im ‚Stichwort S‘ behauptete Dopaminmangelhypothese keine hinreichenden Belege gebe. Darüber hinaus seien die Langzeitfolgen einer Behandlung mit Ritalin unbekannt.
Die Verabreichung von Ritalin birgt also ernst zu nehmende Risiken. Ritalin ist bei Hyperaktivität keine Lösung. Es gibt genug sanfte Methoden, dieses Problem in den Griff zu bekommen.

Rainer Pagel
Carolinenhofstraße 8
26676 Barßel

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